Antidepressiva bei Autismus – Chancen und Grenzen

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Antidepressiva bei Autismus – Chancen und Grenzen

Beitrag von Administrator »

Hallo Forum,

heute möchte ich einen genaueren Blick auf Antidepressiva und andere Medikamente gegen psychische Begleitsymptome bei Autismus werfen.

1. Gruppen & Wirkungen

Zur Behandlung von depressiven Verstimmungen, Angststörungen oder Zwangssymptomen, die bei Autismus-Spektrum-Störungen häufig auftreten, werden vor allem zwei Medikamentengruppen eingesetzt:
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, z. B. Fluoxetin, Sertralin)
  • Trizyklische Antidepressiva (eher selten, z. B. Clomipramin)
2. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Wirksamkeit

Studienergebnisse zur Wirksamkeit sind gemischt:
  • Einige Studien zeigen, dass SSRI Ängste und Zwänge (z. B. repetitive Verhaltensweisen) abschwächen können (Williams et al., 2013)
  • Andere Studien finden keinen eindeutigen Unterschied zu Placebo, vor allem bei Kindern und Jugendlichen
Daher gilt: SSRI sind kein Allheilmittel, sondern können gezielt zur Behandlung ausgeprägter komorbider Störungen eingesetzt werden.

3. Nebenwirkungen
  • Verstärkung von Ängsten, Unruhe
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schlafprobleme
  • Sexuelle Funktionsstörungen (eher bei Erwachsenen)
  • Entzugserscheinungen beim Absetzen
4. Besonderheiten

Gerade bei Autisten kann die Wirkung von Antidepressiva sehr individuell sein – von starker Besserung bis hin zu keiner Wirkung oder gar Verschlechterung. Besonders bei Kindern/Jugendlichen besteht ein gering erhöhtes Suizidrisiko bei Behandlungsbeginn.

Fazit
  • Antidepressiva werden bei ausgeprägten zusätzlichen Ängsten, Zwängen oder Depressionen eingesetzt, nicht gegen Autismus selbst
  • Eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist zwingend erforderlich
Quellen:
  1. Williams et al., 2013
Wie sind eure Erfahrungen mit Antidepressiva? Haben sie bei euch geholfen oder eher nicht?
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